Frieden in einer defuturierten Welt Ontologie, Relationalität und pluriversale Vorstellungskraft neu denken

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Daniela Lehner

Abstract

In einer Zeit wachsender Unsicherheit und verschiedener Formen von Gewalt stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen Frieden noch vorstellbar, lebbar und erfahrbar ist. Ausgehend von den Konzepten des Defuturing, der Relationalität und der Pluriversalität argumentiere ich, dass die gegenwärtigen Krisen nicht nur vielfältig und komplex, sondern zutiefst ontologisch sind. Sie entspringen einer Ontologie der Trennung, die den Menschen als autonomes Subjekt positioniert und die Welt als verfügbare Ressource rahmt. Eine alternative ontologische Grundlage könnte sich in relationalen Weltverhältnissen zeigen, in denen Fürsorge, Interdependenz und Mitgestaltung nicht als Ausnahme, sondern als Voraussetzung gedacht werden. Pluriversalität erweitert dieses Denken, indem sie die Idee einer einzigen Welt zurückweist und die Ko-Existenz vieler Welten, Wissensformen und Lebensweisen anerkennt. Ein solcher Perspektivwechsel erfordert nicht nur begriffliche, sondern auch leibliche und zwischenmenschliche Transformationen. Frieden kann nicht bloß normatives Ideal bleiben. Er ist eine imperfekte, unabschließbare Praxis, die sich in den Geschichten entfaltet, die wir leben, und in den Zukünften, denen wir uns zuwenden.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag
Lehner, D. (2025). Frieden in einer defuturierten Welt: Ontologie, Relationalität und pluriversale Vorstellungskraft neu denken. LIMINA - Grazer Theologische Perspektiven, 8(2), 142–158. Abgerufen von https://www.limina-graz.eu/index.php/limina/article/view/274
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