Extraktive Gewalt Die globale politische Ökonomie sexueller und ökologischer Gewalt in Kolumbien
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Abstract
Trotz der Formalisierung des Friedensabkommens von 2016 in Kolumbien bestehen sexuelle Gewalt und Umweltzerstörung weiterhin als strukturelle Bedingungen fort, die marginalisierte Bevölkerungsgruppen und deren Lebensräume überproportional betreffen. Dieser Beitrag theoretisiert diese verflochtenen Gewaltformen als systematisch hervorgebracht durch den extraktiven Kapitalismus, der sich über koloniale und vergeschlechtlichte sozio-ökologische Machtverhältnisse artikuliert. Unter Rückgriff auf das Konzept der „Kolonialität der Gewalt“ (Sachseder 2023) wird aufgezeigt, wie ökonomische, sozio-ökologische und symbolische „Gewinne“ als strukturelle Triebkräfte sowohl sexueller als auch ökologischer Gewalt fungieren. Diese Gewinne – ob materiell oder immateriell, sozial oder ökologisch – sichern Bedingungen, unter denen Gewalt nicht nur normalisiert, sondern auch intensiviert wird, um Machtasymmetrien zu reproduzieren.
Sexuelle und ökologische Gewalt stellen dabei keine zufälligen oder randständigen Phänomene dar, sondern wirken als sich gegenseitig verstärkende Mechanismen, die eine umfassendere Architektur sozio-ökonomischer, politischer und ökologischer Ungleichheit konsolidieren. Diese Gewaltformen sind dem extraktiven Kapitalismus nicht äußerlich, sondern konstitutiv für dessen Funktionsweise: Sie ermöglichen Kapitalakkumulation und stabilisieren zugleich (post)koloniale Machtordnungen. Indem sexuelle und ökologische Gewalt als innere Logik extraktivistischer Ökonomien – und nicht als Ausreißer, Nebenprodukt oder temporäre Unterbrechung – positioniert werden, argumentiert dieser Beitrag, dass der extraktive Kapitalismus ein grundlegendes, jedoch häufig nicht beachtetes Hindernis für Frieden in Kolumbien darstellt – sowohl für menschliches als auch für nicht-menschliches Leben.
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